Gruben und Rekultivierung

Leben im Ton-Tagebau

Das Leben in einem Ton-Tagebau ist mannigfaltig und nachhaltig.

Viele Menschen finden hier nachhaltig ihr täglich Brot und Lebensauskommen, seien es die Unternehmer, die Arbeiter und Angestellten der Betriebe des Ton-Bergbaus oder die Mitarbeiter der Maschinenhersteller, der Zulieferer und der Werkstattbetriebe.

Auch die Arbeiter und Angestellten in den tonverarbeitenden Betrieben, die Mitarbeiter der beteiligten Behörden und viele andere Menschen mehr sind an dem „Unternehmen Tonbergbau“ beteiligt und haben Anteil an der Versorgung der Menschen mit keramischen Produkten und dem wirtschaftlichen Erfolg.

Ebenso wie eine Bäckerei dient ein Tontagebau nicht einem Selbstzweck, sondern der Herstellung einer Vielzahl von Produkten zum täglichen Gebrauch durch den Menschen.

Wie der Bäcker zur Herstellung des Produktes Brot auf den Getreidelieferanten „Bauer“ angewiesen ist, so sind auch die tonverarbeitenden Betriebe auf den „Ton-Bauern“, den Ton-Lieferanten angewiesen. Ohne Getreide kein Brot, Brötchen, Hörnchen, Kuchen, Pizza. Ohne Ton keine Gefäße, Teller, Vasen, Fliesen, Ziegel,

Allgemeines zum Bergbau

Als „Bergbau“ bezeichnet man im allgemeinen alle wirtschaftlichen Tätigkeiten, die zur Gewinnung und Förderung von Bodenschätzen führen. Der Tonbergbau hat heute hieran nur einen verhältnismäßig kleinen Anteil.

Die Anfänge des Bergbaus reichen bis weit in die Geschichte zurück. Bergbau auf Kupfer, Eisen, Kohle und andere Bodenschätze sind seit Jahrtausenden Teil des menschlichen Auskommens, wobei zivilisatorisch betrachtet dem Rohstoff Ton durch seine noch viel frühere Verwendung für die Herstellung von Gebrauchsgütern des täglichen Bedarfs eine noch beachtlichere Rolle zugekommen ist.

Der Abbau der Rohstoffe erfolgt entweder im Tagebau, im Tiefbau „Unter Tage“ oder heute auch als Offshore-Technik im Meer. Erdöl und Erdgas werden zum Beispiel fast ausschließlich im „Bohrlochbergbau“ an Land oder „offshore“ gefördert.

Bergbau hat sich schon immer gestaltend und verändernd auf die Landschaft ausgewirkt. Häufig kann man auch heute noch deutliche Spuren bergmännischer Tätigkeit aus den tiefen Zeiten der Geschichte feststellen. Nicht immer wurde damit dem allgemeinen Wunsch nach einem ordentlichen „Verschluss“ oder „Heilung“ der durch den Bergmann gerissenen Wunde in der Natur Rechnung getragen.

Wie bei den Methoden der Wundbehandlung in der Medizin gibt es auch bei der Methoden und Tätigkeiten bei der Behandlung der Wunden, die der Natur durch die bergbauliche Tätigkeiten entstehen können, unterschiedliche Bewertungen und verschiedene Arten der sinnvollen Behandlung.

Maßnahmen zur Wiederherstellung einer angemessenen Landschaftsgestalt können sein: Rekultivierung für landwirtschaftliche, forstwirtschaftliche oder andere Zwecke, Renaturierung, Regeneration und Sukzession. Auch Angebote für die Naherholung und Freizeitnutzungen sind verbreitet zu finden.

Die Auswahl aus diesem Maßnahmenkatalog und die zeitliche Einordnung der Maßnahmen in ein Wiederherstellungskonzept hängen von vielen Faktoren ab. Natürliche Gegebenheiten, Lage der Abbaustelle, der zeitliche Ablauf der Abbautätigkeit, die Art des abgebauten Bodenschatzes, die Verfügbarkeit von Rekultivierungsböden und auch die örtliche Abstimmung der Maßnahmen mit den verschiedensten Interessen aus dem öffentlichen Bereich sind einige der Faktoren, die hier Berücksichtigung finden und abzuwägen bleiben.

Eingriff in die Natur

Der bergbauliche Abbau ist – wie die meisten menschlichen Tätigkeiten – in der Regel mit einer Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft verbunden.

Demgegenüber ist der allgemeine Nutzen zu sehen wie zum Beispiel die Versorgung der Menschen mit dem notwendigem Gut oder auch der dauerhafte gesicherte Lebensunterhalt für eine Vielzahl von Familien, Betrieben, Unternehmen.

Für die Bergbau betreibenden Betriebe und Unternehmen bedeutet eine angemessene Wiederherstellung der Landesgestalt durch Rekultivierung, Renaturierung oder auch durch andere Maßnahmen eine unabdingbare Notwendigkeit, die sich auch aus der langfristigen bergbaulichen Tätigkeit, die meist über mehrere Generationen hinweg besteht, erklärt.

Rekultivierung und Renaturierung

Unter Rekultivierung kann man allgemein die Wiederherstellung einer durch menschliche Tätigkeiten oder Eingriffe veränderten Fläche verstehen. Landläufig bedeutet Rekultivierung die Wiederherstellung der vor der Tätigkeit oder Eingriff vorhandenen bodennahen Zustände, so zum Beispiel die Wiederherstellung für landwirtschaftliche Zwecke, für forstwirtschaftliche Zwecke oder andere vorher vorhandene Zwecke.

Beinahe 100 Jahre lang haben wir in der 1904 eröffneten Grube Lantershofen den Rohstoff Ton abgebaut. Mehrere hundert Familien haben hier ihren Lebensunterhalt verdient. Schon früh in den 70er Jahren haben wir mit ersten Renaturierungsmaßnahmen wie Anpflanzungen, Aufforstung und der Anlage von natürlichen Sukzessionsflächen begonnen. Wenig später haben wir einen großen Naturteich angelegt und aus ehemaligen Wasserabsetzbecken zur Klärung von Tonwasser großzügige natürliche Wasserflächen für den Erhalt und die Weiterentwicklung der natürlichen Gegebenheiten entwickelt.

In den 80er Jahren führten unsere Rekultivierungs- und Renaturierungsbemühungen zur Ausweisung eines Naturschutzgebietes von ca. 13 Hektar. Zusammen mit den Aufforstungs – und Sukzessionsflächen haben wir so bereits mehr als die Hälfte der für den Tonabbau in Anspruch genommenen landwirtschaftlichen Flächen für Zwecke des Naturschutzes und einer ökologisch hochwertigen Landschaft zur Verfügung gestellt.

Seit mehr als 30 Jahren verfüllen wir die andere Hälfte der Grube Lantershofen, also die verbliebene Grubenmulde, mit unbelastetem Erdaushub aus den örtlichen Baustellen. Besitzern von kleinen oder auch großen Erdaushubmengen bieten wir eine ortsnahe Entsorgungsmöglichkeit, die von Bauherren und Bauunternehmern ebenso wie von Kleinanlieferern gerne angenommen wird.

Durch die Verfüllung soll landwirtschaftliches Ackerland wieder hergestellt und der Landwirtschaft zurückgegeben werden. Über vier Hektar geht schon wieder der Pflug, weitere Ackerflächen werden sukzessiv mit der Verfüllung folgen, andere Flächen umsäumen als Naturstreifen die Grenzen der Grube und vernetzen diese mit dem Fuchsbach, dem Ringener und Lantershofener Wald, dem alten Bahndamm in Ringen und sogar mit dem Straßenbegleitgrün an der Landstraße 83 und am neuen Radweg.
In wenigen Jahren wird die Grube Lantershofen vollständig verfüllt und rekultiviert sein. Wenige hundert Meter gegenüber liegt die Tongrube Ringen. Hierhin wollen wir das bewährte Rekultivierungsverfahren übernehmen, das wir seit mehr als dreißig Jahren praktizieren: Sechs Hektar sind bereits rekultiviert für die Landwirtschaft, die Bachaue des Ringener Bachs ist renaturiert, weitere Flächen werden sukzessiv folgen. Die verbleibende Grubenmulde wird wie in der Lantershofener Grube dann mit Erdaushub verfüllt und rekultiviert oder zur Naturentwicklung bereitgestellt.

Hinweis: Aus Sicherheits- und Naturschutzgründen besteht für die Gruben und das Naturschutzgebietes ein striktes Betretungsverbot.

Regeneration

Regenerationen können Maßnahmen sein, die eine Bodenflächen, die durch bergbauliche Tätigkeit nicht entfernt, sondern nur verändert wurde, wieder in ihren alten Zustand versetzen. Hierzu gehören unter anderem Bodenbelebungen, Bodenlockerungen oder spezielle Meliorationen

Sukzession

Sukzessionen sind die Ergebnisse einer planvollen Ausnutzung und Förderung der örtlichen Kräfte der Natur, die letztlich erst durch den langjährigen Abbau in einem Tagebau entstanden bzw. bis heute erhalten sind.

Insbesondere in langsam fortschreitenden Tagebauen – hierzu gehören insbesondere die Ton-Tagebaue – haben sich häufig zwischen relativ eintönigen Ackerbauflächen und Forstflächen regelmäßig ungenutzte Tagebau-Restflächen, Abraumhalden, Tümpel und andere naturnahe Fauna und Flora gewissermassen als „mitwandernde“ naturbelassene Flächen erhalten.

Die Kenntnis und das Ausnutzen dieser natürlichen Gegebenheiten bei der planvollen Wiederherstellung einer angemessenen Landschaftsgestalt bieten vielfache Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und Förderung der Natur.

Kombination

In Tagebauen wird in der Regel eine Kombination der vorstehenden Wiederherstellungsmöglichkeiten zur sinnvollen Anwendung gelangen. Kombinationen ergeben sich häufig aus den räumlichen und zeitlichen Strukturen, wie sie im und um den Tagebau anzutreffen sind.